Das geht beim Simulationsspiel „Model United Nations“
Model United Nations Schleswig-Holstein, kurz MUN-SH, ist eine Simulation der Vereinten Nationen für Jugendliche zwischen 15 und 21 Jahren aus der ganzen Welt.
Die deutschsprachige Konferenz findet jedes Jahr im März im Schleswig-Holsteinischen Landtag in Kiel statt. Die etwa 430 Teilnehmenden aus dem In- und Ausland übernehmen dabei die Rolle von Diplomat*innen eines Mitgliedstaates der Vereinten Nationen und nichtstaatlichen Akteur*innen wie Greenpeace und UN Women. In Gremien wie der Generalversammlung, dem Sicherheitsrat und dem Wirtschafts- und Sozialrat debattieren die Jugendlichen festgelegte Themen und versuchen, miteinander Kompromisse auszuhandeln. Dokumentiert wird die Konferenz von einer umfangreich simulierten Presse. So wird das gesamte Geschehen in den Gremien jeden Abend in den live gezeigten Fernsehnachrichten, einer täglich erscheinenden Zeitung und einer stets aktuellen Onlineberichterstattung mit Hintergrundberichten und Liveticker festgehalten.
So die offizielle Beschreibung von „Model United Nations, woran in diesem Jahr auch 14 Schüler*innen der 11. Und 12. Klassen der Beruflichen Schulen Groß-Gerau vertreten waren.
Am Donnerstag, den 27.04. startete der Tag für die Schüler*innen früh morgens am Frankfurter Hauptbahnhof – Nächster Halt: Kiel! Begonnen hat das Programm mit den Vortreffen der jeweiligen Gremien; darunter zum Beispiel die Generalversammlung, der Sicherheitsrat oder der Menschenrechtsrat. Dort lernten die Delegierten einander kennen und unternahmen einen ersten Austausch über die Themen, mit welchen sie sich in den nächsten drei Tagen befassen würden, darunter zum Beispiel die Beendigung aller Formen von Armut, Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung, die Menschenrechtslage im Jemen oder die Rolle von jungen Menschen in bewaffneten Konflikten.
Abgeschlossen wurde dieser aufregende erste Tag mit der feierlichen Eröffnungsveranstaltung am Abend. Neben der Eröffnungsrede des Generalsekretärs wohnten auch prominente Gäste aus der Politik der Veranstaltung bei. Unter anderem hielten die Schleswig-Holsteinische Landtagspräsidentin, Kristina Herbst und Dr. Christian Meyer-Heidemann, der Landesbeauftragte für politische Bildung des Landes Schleswig-Holstein, einen Redebeitrag. Abgerundet wurde die 90-minütige Veranstaltung mit einem Sektempfang im Audimax der Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Am folgenden Freitagmorgen wurden alle Mitwirkenden im Plenarsaal des Landtags Willkommen geheißen. Nach einer kurzen Einführung fanden sich alle Delegierten in ihren jeweiligen Gremien ein. Die Debatten konnten beginnen! Ziel sollte es sein, über die Themen zu einem Konsens zu kommen. In den Vereinten Nationen nennt man dies eine Resolution. Gefüllt war der Tag mit hitzigen Debatten und konstruktivem Gedankenaustausch. Begleitet wurde dies unter anderem auch von einem SAT1-Fernsehteam (https://bit.ly/452rb2R)
Nach einem ausgiebigen Abendessen lauschten die Teilnehmenden zwei spannenden Vorträgen. Einer davon wurde von Prof. Dr. Lorenz Narku Laing gehalten und handelte von der Hartnäckigkeit rassistischer Vorurteile. Nach einem langen Sitzungstag fanden die Delegierten dann etwas Ruhe, bevor es am nächsten Tag weiter ging.
Am Samstag schritten die Debatten weiter fort. Zu einer vollendeten Resolution schafften es aber nicht alle. Der Vorschlag des Hauptausschusses 4 z.B. zum Thema „Rückgabe von Kunstgegenständen und kulturellen Artefakten“ wurde von der Generalversammlung abgelehnt und zur Überarbeitung in den Ausschuss zurücküberwiesen. Um 21:00 fand dann auch dieser Tag mit dem gemeinsamen Anschauen der Fernseh- Nachrichten im Plenarsaal, welche vom MUN-eigenen Presseteam erstellt wurden, ein Ende.
Am Sonntag fanden sich die Schüler ein letztes Mal im Landtag ein. Die Zeit drängte, und so schaffte es auch die Generalversammlung, nun endlich ihre Resolution zu verabschieden. Unter donnerndem Applaus der Anwesenheit und des Generalsekretärs feierten die Delegierten ihren Erfolg.
Um 15:00 endete die Sitzung offiziell, denn die Teilnehmenden hatten noch etwas vor. Die feierliche Abschlussveranstaltung - das krönende Ende der 4 Tage. In der Mensa der Christian-Albrechtsuniversität wurde erst ausgiebig gegessen, bevor der Generalsekretär mit seiner Partnerin offiziell den Tanz eröffnete. Das war es dann aber auch mit dem förmlichen Teil der Simulation: Bis tief in die Nacht wurde getanzt und gefeiert. Die Teilnehmer*innen genossen diesen wohlverdienten Abschluss sehr, ehe es am Montagmorgen dann wieder Richtung Heimat ging.
So anstrengend die ein oder andere Debatte auch gewesen sein mag, die Schüler haben viel mitgenommen: Sie haben mit viel Spaß so einiges über internationale Politik und die Verhaltensregeln der internationalen Diplomatie gelernt, ihre rhetorischen und argumentativen Fähigkeiten trainiert, sich im wunderschönen Kieler Landtag einmal wie ein/e Politiker*in gefühlt und nicht zuletzt viele neue Freundschaften geschlossen. Insgesamt einfach eine sehr intensive, spannende und sehr bereichernde Erfahrung.
Auch im kommenden Jahr soll es im März wieder nach Kiel gehen. Wer jetzt Lust bekommen hat, Diplomatenluft zu schnuppern, kann sich an Frau Hangen wenden.
Marlo Ramminger (11FOS), Paul Kreller (12 BG)