Auf den Spuren von Anne Frank
Im Rahmen des Deutsch- und Politikunterrichts der BÜA-Klassen 10BA03 und 10BA04 unternahmen wir einen bewegenden Studiengang auf den Spuren von Anne Frank durch Frankfurt am Main. Ziel war es, die historischen Orte in der Stadt aufzusuchen, die mit dem Leben der Familie Frank verbunden sind, und so ein tieferes Verständnis für die Zeit des Nationalsozialismus zu gewinnen.
Unser erster Halt war das Geburtshaus von Anne Frank im Marbachweg 307. Dort wurde Anne am 12. Juni 1929 geboren.
Wir betrachteten Fotos aus ihrer frühesten Kindheit – Bilder, auf denen sie als Baby zu sehen ist, eingebettet in das bürgerliche Leben einer jüdischen Familie im Frankfurt der Weimarer Republik. Die Eindrücke von diesem Ort vermittelten uns eine greifbare Nähe zum Leben, das Anne Frank hier einst geführt hat.
Weiter ging es in die Ganghoferstraße, wo die Familie Frank in einem weiteren Wohnhaus lebte. Auch dieser Ort gab uns ein Gefühl für den Alltag der Familie, bevor sie sich 1933 gezwungen sah, Deutschland zu verlassen.
Einen besonderen Halt machten wir am Frankfurter Römer. Dort zeigte ich den Schüler*innen historische Bilder, die eindrücklich die Veränderungen in der Stadt in den frühen 1930er Jahren dokumentierten: Von der offenen, vielfältigen Gesellschaft der 1920er Jahre hin zu Ausgrenzung, Judenfeindlichkeit und nationalsozialistischer Ideologie. In Gesprächen erinnerten wir uns daran, dass die Familie Frank in diesem Klima zunehmender Bedrohung 1933 nach Amsterdam floh – eine Entscheidung, die ihr Leben retten sollte, jedoch nur vorübergehend.

Ein weiterer prägender Teil unserer Exkursion war der Besuch des Gedenkortes Großmarkthalle im Philipp-Holzmann-Weg. An diesem historischen Ort begann für viele Frankfurter Jüdinnen und Juden das grausame Kapitel der Deportation in Konzentrationslager. Im Keller der ehemaligen Großmarkthalle wurden sie dafür festgehalten, später dann in Bahnwaggons gepfercht und deportiert.
Entlang des Gedenkpfades lasen wir Zitate von Zeitzeug*innen – erschütternde Stimmen von Betroffenen und Beobachtenden, die diesen Teil der Geschichte lebendig werden ließen.

Zum Abschluss besuchten wir den alten jüdischen Friedhof an der Battonnstraße. Dort sind in eine Gedenkmauer über 12.000 Namen eingelassen – all jene Frankfurter Jüdinnen und Juden, die dem Holocaust zum Opfer fielen.
In stillem Gedenken entdeckten unsere Schüler*innen auch den Namen von Anne Frank. Ein Moment der tiefen Betroffenheit und des persönlichen Bezugs – denn hinter jedem Namen verbirgt sich ein Leben, ein Schicksal, eine Geschichte.
Dieser Studiengang war für uns mehr als ein historischer Stadtrundgang – es war eine intensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, mit menschlichem Leid, aber auch mit dem Wert von Erinnerung. Wir haben gelernt, wie wichtig es ist, die Geschichten der Opfer nicht zu vergessen und unsere Verantwortung für die Zukunft ernst zu nehmen.
Alexandra Diehl