Die Elektrotechnik-Azubis Mario Gabriel, Eray Köroglu und Marius Reinheimer (von links) zeigten beim Tag der offenen Tür an den Beruflichen Schulen Groß-Gerau, was zu ihrem Ausbilsungsalltag gehört. Foto: Alexander Heimann/Vollformat
GROSS-GERAU - Tag der offenen Tür an den Beruflichen Schulen (BSGG): Interessante Ausbildungs- und Bildungssparten werden vorgestellt. Mit der Hessischen Landesstelle für Technologiefortbildung, Quereinsteigerkursen, Abendrealschule Gesundheit sowie vier neuen Flüchtlings-Intensivklassen öffnet die Schule ihre Türen weit.
Schon im Foyer der Beruflichen Schulen (BSGG), von dem die Treppenaufgänge zu den vielen Abteilungen des Lehrens und Lernens führen, ging es lebhaft zu. Der Tag der offenen Tür fand große Resonanz. Junge Leute informierten sich über Bildungswege und Berufsaussichten, sprachen mit Lehrern und Auszubildenden.
„Ich bin in der neunten Klasse der Prälat-Diehl-Schule und überlege, ob ich das Berufliche Gymnasium besuchen werde oder die Oberstufe der PDS“, sagte Florian Fölsing (15). Der Schwerpunkt „Technische Informatik und Umwelt“ an den BSGG interessierte ihn. „Ich muss die Entscheidung ja nicht heute treffen“, meinte er und ließ sich Pralinen schmecken, die im Eingang von Auszubildenden des Bäckerhandwerks angeboten wurden. Als Wegzehrung beim Gang durch die Schule war die Süßigkeit willkommen.
Handwerker in dualer Ausbildung zeigten an etlichen Stationen ihr Können, Unternehmen der Region stellten sich den Besucherfragen. Die angehenden Friseure luden ein, sich eine pfiffige Frisur zuzulegen („Pimp my Hair“), die Tischler mit Lehrer Stefan Herschfelder informierten über die Herstellung formschöner Möbel und stellten stolz ihre Partnerschaft mit einer Schule im schwedischen Älmhult vor. Junge Gerüstbauer zeigten, wie ihr Ausbildungsberuf immer weiter professionalisiert wird.
Angesichts der Fülle an Informationen war gut beraten, wer einen Gebäude- und Informationsplan zur Hand hatte. 2600 Schüler besuchen derzeit die BSGG, so die stellvertretende Schulleiterin Susanne Eißing. Das Spektrum der Abteilungen – mit Bildungsgängen zur Berufsvorbereitung über Berufsfachschule, Höherer Berufsfachschule sowie Fachoberschule und Beruflichem Gymnasium, verknüpft mit berufs- oder studienvorbereitenden Schwerpunkten – ist ausgelegt für junge Menschen und Quereinsteiger aus dem Kreis sowie auch aus dem gesamten Schulamtsbezirk, also auch dem Main-Taunus-Kreis.
Beratung von Abteilungsleitern und Lehrkräften gab es allerorten. Schulleiter Martin Gonnermann lud zum Rundgang ein, der mit IT-Wissensquiz, Projektpräsentation – etwa Kosmetikherstellung der medizinisch-technischen Berufe – und vielem anderen gespickt war.
Angesichts des neuen Lernzentrums der Schule, das im ehemaligen PDS-Oberstufengebäude als Ort selbstverantwortlichen Studierens mit Schwerpunkt auf Sprachprogrammen allen Schülern offensteht, entwarf Gonnermann Visionen multikultureller, multimedialer, kommunikativer Synergien. „Let’s rock“ hieß es danach gut gelaunt im Untergeschoss jenes Trakts, wo Schüler einer Band kreative Freude abseits des Unterrichts bezeugten. Und sie begeisterten.
Klar, dass am Tag der offenen Tür auch die lebendige Schulpartnerschaft der BSGG mit zwei chinesischen Schulen sowie die angegliederte Hessische Landesstelle für Technologiefortbildung und Entwicklungszusammenarbeit als internationale Fortbildungsplattform für Lehrer und Studenten – etwa aus Vietnam oder Pakistan – präsentiert wurden. Die BSGG verfügt in Zusammenarbeit mit Bildungspartnern über ein recht international konzipiertes Geflecht der Lernangebote. Jedem jungen Menschen, unabhängig von sozialem Status und Herkunft, eine Chance auf Teilhabe zu geben, dafür gibt es seit September 2015 auch vier Intensivklassen für Sprachförderung und berufliche Bildung in Integrations- und Abschluss-Klassen (InteA). Flüchtlinge im Alter bis 20 Jahre werden dort teils alphabetisiert, lernen die deutsche Sprache und werden an die deutsche Kultur herangeführt. „Wichtig ist, Vertrauen zu schaffen. Sonst kann Lernen nicht gelingen. Viele sind willig, und viele traumatisiert“, sagt dazu Lehrerin Christina Schwarz.
Groß-Gerauer Echo, 15.02.2016, Charlotte Martin