von Jürgen Gäb
Rasant kamen die Maßnahmen auf uns alle zu, kaum blieb Zeit zur Vorbereitung, dann war bereits verfügt: Die Schulen bleiben landesweit geschlossen, Unterricht wird bis zu den Ferien aus der Ferne erteilt.
Nun sollte sich beweisen und bewähren, was vor Kurzem noch Thema des Pädagogischen Tags war: Digitalisierte Unterricht, mit Online-Arbeitsumgebungen, Web-Ressourcen aller Art – es geht auch ohne physische Präsenz in einem Klassenzimmer!
Die technische Umsetzung und Ausgestaltung war dabei jeder Kollegin, jedem Kollegen selbst überlassen: Die einen verteilten Arbeitsblätter per Email, andere richteten Klassengruppen mit One Note oder MS Teams ein. Nicht leicht war es dagegen, überhaupt abzuschätzen, was das richtige Maß an abverlangter Arbeit ist und wann bzw. wie bald sie zu erledigen sei.
Ich habe mich für den Deutschunterricht mit meinen Fachoberschülerinnen und -schülern, welche nur noch wenige Wochen vor den Abschlussprüfungen stehen (Anfang Mai ist es so weit), für die Arbeit mit MS Teams und Wochenaufgaben entschieden. Und diese waren so gestaltet, dass die Arbeit via Internet nicht als Notbehelf, sondern als neue, andere Lernerfahrung konzipiert war:
So sollten die 12tklässler*innen zu einer gegebenen, aber schon älteren Statistik aktuelle Daten recherchieren und diese dann vergleichend grafisch darstellen – wie man das anstellt, eine Reihe von Zahlen mit Word oder Excel in einer Infografik zu visualisieren, das war dabei en passant zu lernen.
Dann waren Kurzreferate zur aktuellen Lektüre vorzubereiten. Diese durften nur max. drei Minuten lang sein. Und wie macht man das, eine selbstlaufende Powerpoint-Präsentation gestalten, mit selbst eingesprochenen Audiokommentaren? Das brachten die Schülerinnen und Schüler sich mittels Tutorial-Clips aus dem Web selbst bei.
Auch szenische Interpretationen des Dramentexts haben sie in Partnerarbeit produziert: Denn auch das geht, ohne zusammen am gleichen Ort sein zu müssen – die Clipsegmente wurden nach räumlich getrennter Aufzeichnung mit dem Smartphone zusammengeführt und in Eigenregie zu einem fertigen Filmchen schnitten. Das meisterten die Fachoberschüler*innen ebenfalls ohne Probleme.
Schließlich gab es eine Online-Unterrichtsstunde mit jeder Klasse, in der die produzierten Clips gemeinsam betrachtet und besprochen wurden. Es war überraschend für viele, wie unterschiedlich das gleiche Referatsthema von Schülerinnen und Schülern aus den Parallelklassen aufbereitet und binnen drei Minuten abgehandelt wurde.
Den Abschluss bildete dann ein anonymisiertes Feedback. Insgesamt 26 Schülerinnen und Schüler aus zwei FOS-Klassen haben an der freiwilligen Befragung teilgenommen; die statistisch auswertbaren Antworten sind diesem Beitrag als Grafiken beigefügt.
Aber auch frei formulierbares Lob und Kritik waren möglich – hier ein paar Auszüge daraus:
Das hat mir in den Wochen des Online-Unterrichts gut gefallen (insgesamt 11 Anworten):
- Interessante Aufgaben, die mich teilweise gefordert haben.
- Dass auch kreative Aufgaben dabei waren.
- Mir hat gut gefallen, dass ich mir die Aufgaben über die Woche selbst einteilen konnte und wenig Schulstress hatte. Ebenso hat es mir Spaß gemacht, selbstständig zu arbeiten und man hat einen kleinen Einblick erhalten, wie es im Studium ablaufen würde, da man ja im Studium auch sehr selbstständig Themen erarbeiten muss.
- Ich konnte mir selber einteilen wann ich wie viel Zeit dafür zur Verfügung stelle (was in meinem Fall jedoch leider nicht so gut funktioniert, da ich ein Mensch bin, der zu Hause nicht ansatzweise so effektiv arbeiten kann, wie in einem gewohnten Arbeitsumfeld also in diesem Fall der Schule).
Das möchte ich über die bisherigen Fragen hinaus kritisieren (insgesamt 4 Antworten):
- Auch wenn ich wenig Stress mit den Aufgaben hatte und eigentlich rechtzeitig jede Aufgabe erledigt habe, ist mir keine Zeit mehr verblieben für die Prüfungen zu lernen, da man auch in den anderen Fächern umfangreiche Wochenaufgaben zu erledigen hatte.
- Viele hatten Probleme damit die Aufgabenstellung zu verstehen, so dass es vielleicht besser gewesen wäre, die Aufgaben in einem Videochat zu erklären, um eventuelle Rückfragen klären zu können.